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64 Minuten ohne Torschuss: Turbine Potsdam verliert gegen Bayern München deutlich

Frauen-Bundesliga: Die ersatzgeschwächte Potsdamer Elf ist beim 1:5 (0:4) gegen Bayern München chancenlos. Bei Anna Gerhardt bestätigte sich vorher der Verdacht auf einen Kreuzbandriss.

Die erste schlechte Nachricht gab es am Sonntag schon vor dem Anpfiff: Bei Turbine Potsdams Linksverteidigerin Anna Gerhardt bestätigte sich die Diagnose Kreuzbandriss im rechten Knie. Die derbe 1:5 (0:4)-Niederlage im erneut menschenleeren „Karli“ gegen den FC Bayern München erlebte die 22-Jährige, die sich vorigen Mittwoch im Pokalspiel gegen Essen (1:3) verletzt hatte, schon nicht mehr im Stadion. Am Montag wird sie operiert.

Überhaupt war das für die Potsdamerinnen kein Tag der frohen Botschaften. Dabei gab es ja einiges zu feiern: Zala Mersnik (19), die für Vanessa Fischer zwischen die Turbine-Pfosten rückte, und Gina Chmielinski (20) hatten Geburtstag. Und die Gäste aus München begingen immerhin das 50. Jubiläum ihrer Frauenabteilung – das zelebrierten sie auch auf dem Platz.

„Leute, wehrt euch doch mal!“

Nach einer noch ausgeglichenen und vom Kampf geprägten Startphase übernahmen die FCB-Kickerinnen immer mehr die Kontrolle. Carolin Simon traf per Freistoß noch den Pfosten (16.), doch keine Minute später zog Linda Dallmann von der Sechzehnerkante flach ab und traf zur Münchner Führung (17.). Und Bayern blieb im Vorwärtsgang. Jovana Damnjanovic spitzelte den Ball in den Winkel (22.), dann schlug Linda Dallmann gleich noch einmal doppelt zu, als sie erst eine Simon-Eingabe über die Linie grätschte (33.) und dann allein vor Zala Mersnik ganz viel Zeit hatte (40.). 0:4 zur Pause – es drohte ein Turbine-Debakel. Nur Johanna Elsig versuchte, ihre Mitspielerinnen wachzurütteln: „Leute, wehrt euch doch mal!“

Das tat die Elf von Trainer Matthias Rudolph nach dem Seitenwechsel, wohl auch begünstigt davon, dass der Vizemeister und aktuelle Tabellenzweite deutlich Tempo rausnahm. In der Pause hatte es zuvor bereits die nächste Potsdamer Hiobsbotschaft gegeben: Kapitänin Sarah Zadrazil blieb in der Kabine, hielt später einen dicken Eisbeutel aufs Knie. „Passt schon“, lautete ihr kurzer Kommentar. Ihrem Coach dürfte das nur noch mehr Sorgenfalten auf die Stirn getrieben haben, denn der Potsdamer Kader war ohnehin schon arg dezimiert. So sehr, dass sogar die eigentlich in die zweite Mannschaft verabschiedete Laura Lindner in der zweiten Hälfte zu ihrem Bundesliga-Comeback kam. Mit Marleen Rohde und Lea Bahnemann saßen auch zwei Eigengewächse auf der Ersatzbank – oder vielmehr im dazu umfunktionierten Fanblock. Beide müssen sich bis zu ihrem Debüt aber noch gedulden.

Kurz nach Wiederbeginn hatten die Turbinen Glück, dass Schiedsrichterin Susann Kunkel ihren Elfmeterpfiff nach langem Bein von Luca Graf revidierte (51.). Es dauerte 64 Minuten, ehe die Gastgeberinnen überhaupt mal einen Schuss auf das Bayern-Gehäuse abgaben. Der saß immerhin: Nina Ehegötz besorgte den Ehrentreffer zum 1:4. Sophie Weidauer traf danach noch einmal das Außennetz – mehr Torannäherungen verzeichneten die Potsdamerinnen, die weiter auf Rang sechs liegen, nicht. Und während das Lazarett bei Turbine schon eine passable Startelf abgeben würde, konnte der Münchner Coach Jens Scheuer Spitzenkräfte wie Melanie Leupolz, Ex-Torschützenkönigin Mandy Islacker oder die ehemalige Turbine Amanda Ilestedt von der Bank nachlegen. Islacker war es dann auch, die nach einem Diagonalball von Leupolz noch den 5:1-Endstand markierte (75.).

[Christoph Brandhorst – Märkische Allgemeine Zeitung]

Turbine Potsdam: Mersnik – Mesjasz, Elsig, Schmidt – Dieckmann, Zadrazil (46. Cahynová), Graf, Höbinger, Chmielinski – Ehegötz (77. Lindner), Weidauer (77. Schwalm)

FC Bayern München: Benkarth – Hendrich (63. Ilestedt), Wenninger, Demann, Schweers – Lohmann (74. Boye Sørensen), Magull (46. Leupolz), Gwinn (63. Islacker), Dallmann – Simon, Damnjanovic (46. Beerensteyn