Allgemein Mannschaften 1. Mannschaft Leistungssport

Glück im Spiel – Turbine Potsdam gewinnt knapp gegen die SGS Essen (1:0)

500. Bundesliga-Spiel von Turbine Potsdam

Am Freitagabend stand das 500. Bundesliga-Spiel für den 1. FFC Turbine Potsdam auf der Tagesordnung. Kein anderes Team der aktuellen Flyeralarm Frauen Bundesliga kann solch eine lange und erfolgreiche Tradition aufweisen. Viele Spielerinnen waren 1997, als die eingleisige Frauen Bundesliga an den Start ging, noch gar nicht geboren. Dieses Jubiläum sprach aber viele Menschen im Umfeld des Vereins an, die seit Jahren und Jahrzehnten das Wohl des 1. FFC Turbine Potsdam begleiten. Und genau für diese Menschen sollte das Team „eine gute Partie abliefern und eine geschlossene Mannschaftsleistung zeigen“ , so der Cheftrainer Matthias Rudolph im Vorfeld.

Diese geschlossene Mannschaft nahm unter großer geteilter Freude die Information des Trainers auf, dass ihre Teamkollegin Karoline Smidt Nielsen nach 17-monatiger Verletzungspause heute auf der Ersatzbank Platz nehmen würde.

Absage der Live-Übertragung auf Eurosport

Somit waren alle Beteiligte vollständig versammelt: die Teams von Turbine Potsdam und der SGS Essen, die lautstarken Fans, die Sponsoren, Förderer und Freund/innen des Vereins, die Kameras von Magenta-Sport, einige Pressevertreter/innen – nur einer fehlte…

Anlass der Spielvorverlegung war die geplante Live-Übertragung auf Eurosport. „Aufgrund einer kurzfristigen Programmänderung bedingt durch externe Faktoren war eine produktionstechnische Umsetzung des Top-Spiels für Eurosport heute nicht umsetzbar“, teilte die Flyeralarm Frauen-Bundesliga am Freitagnachmittag mit. An den „externen Faktoren“ gilt es zu arbeiten, auch um zukünftig professioneller und verlässlicher zu wirken.

1035 Zuschauer/innen trotzten der abendlichen 3-Grad-Kälte und waren auf die Begegnung der Tabellennachbarinnen (4. Platz: Essen, 5. Platz: Potsdam) gespannt. Sie wollten nicht warm vorm fußballleeren Eurosport-Bildschirm sitzen, sondern lieber frierend live im „Karli“ mitfiebern.

Abklatschen mit der SGS Essen (Foto: Saskia Nafe)
Die erste Halbzeit

Unter der Leitung von Riem Hussein wurde das Spiel angepfiffen. Die SGS Essen zeigte sich von Anfang an auf dem auswärtigen Rasen sehr präsent. Mit vier Nationalspielerinnen war dieses Team bestens für die Generalprobe aufgestellt. In drei Wochen treffen beide Mannschaften im DFB-Pokal-Viertelfinale erneut in Potsdam aufeinander.

Die Turbinen zeigten im Mittelfeld zu wenig Aggressivität und verloren zu viele Zweikämpfe. Diese Fehler wussten die Essenerinnen zu nutzen. Sie spielten schnell nach vorn und erarbeiteten sich eine Torchance nach der anderen. Schüller, Knaak und Wilde eröffneten in der ersten Viertelstunde den Torschussreigen. Eine mögliche Elfmeter-Entscheidung nach einem Foul von Agrež an Knaak blieb der SGS Essen verwehrt.

Mit zahlreichen Fehlern im Spielaufbau ermöglichte die „junge Truppe“ aus Potsdam, dass Essen das Spiel die ersten 25-30 Minuten dirigierte. Danach erarbeiteten sich jedoch auch die Turbinen durch Ehegötz und Weidauer nennenswerte Torchancen. Doch kaum erholt vom Fehlstart, gab es – aus Essener Sicht – eine erneute Irritation: In einer unübersichtlichen Strafraumszene, die aus einem Freistoß von Wilde aus halbrechter Position resultierte, stolperte der Ball nach mehreren Stationen ins Tor. Die Schiedsrichterin Riem Hussein gab zuerst das Tor und zog es nach einer Rücksprache mit der Linienrichterin zurück. Es blieb beim 0:0-Halbzeitstand.

Insgesamt ging die erste Halbzeit an die SGS Essen, die die spielbestimmendere Mannschaft mit einem schnellen Spiel nach vor war.

Matthias Rudolph appellierte in der Kabine an sein Team, mehr Aggressivität im Mittelfeld und mehr Ruhe beim Spielaufbau zu zeigen.

Siems zieht an Oberdrof vorbei (Foto: Saskia Nafe)
Die zweite Halbzeit

Das setzten die Turbinen in der 2. Halbzeit um, denn nun war ein schnelles Hin- und Her auf Augenhöhe zu beobachten, das mit der Nachbarschaft in der Tabelle übereinstimme. Es gab Torchancen auf beiden Seiten: für die SGS Essen durch Senß (49′), Schüller (64′) und Oberdorf (69′) – und für Turbine Potsdam durch die frisch eingewechselte Schwalm (48′), Höbinger (53′) und Prašnikar (61′).

Die Kapitänin gratuliert der Torschützin mit der Nr.8 M. Mesjasz (Foto: Saskia Nafe)

In der 73. Minute übernahm Höbinger die Verantwortung und trat einen Freistoß, halbrechts aus 16 Metern, der haargenau die Frisur von Mesjasz traf, die per Kopf einnetzte. Das war ihr zweites Bundesligator. Eine Standardsituation brachte den Führungstreffer und die späteren drei Punkte im Duell gegen die starke SGS Essen. Nach dem Torjubel verteidigte Potsdams Abwehr immens die knappe Führung, sodass Essen zu keinen nennenswerten Torchancen mehr kam.

Emotionen blühten noch einmal auf, als Karoline Smidt Nielsen, die seit der letzten Saison unter Vertrag steht, in der 86. Minute eingewechselt und somit ihr Debüt gab. Unter großem Applaus der Mannschaft und der Tribünen trat sie nun ihren Fußballdienst für den 1. FFC Turbine Potsdam an.

Emotionen blühten auch auf, als die Potsdamer Torhüterin Vanessa Fischer nach einem Zusammenprall mit Hegering verletzt am Boden liegen blieb – und das Auswechselkontignent erschöpft war. Fischer biss jedoch nach einer Verletzungsunterbrechung die Zähne zusammen.

Als „Player of the match“ wurde Marie Höbinger gewählt, die sich sehr laufbereit und agil gezeigt und den Siegtreffer vorbereitet hatte.

Potsdam und Essen bleiben Tabellennachbarinnen, sie trennt nun ein Pünktchen.

Im Nachgang zeigte sich der Essener Trainer Markus Högner „sehr enttäuscht„, da aus seiner Sicht seine Mannschaft wenigstens 1 Punkt verdient gehabt hätte.

Potsdams Cheftrainer resümierte, dass dieser Zittersieg „nur die halbe Miete“ sei und in drei Wochen „eine erneute Schlacht“ gegen die SGS Essen anstünde, wenn es im heimischen Stadion um den Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale geht.

Nun folgt eine zweiwöchige Abstellungsphase für die Nationalmannschaften – am 22. März, um 15 Uhr, folgt das nächste Heimspiel im „Karli“, das DFB-Pokal-Viertelfinale.

Aufstellung: TW: Fischer – Abwehr: Siems, Agrež, Mesjasz – Mittelfeld: Gerhardt, Graf, Zadrazil, Weidauer (71′ Chmielinski)), Höbinger (86′ Smidt Nielsen) – Sturm: Ehegötz (46′ Schwalm), Prašnikar