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„Sekundenschlaf“ kostet Turbine Potsdam das Halbfinal-Ticket

Frauen-DFB-Pokal: Turbine Potsdam ist nach einer 1:3-Heimniederlage gegen die SGS Essen aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Die Gäste drehen das Spiel innerhalb weniger Sekunden kurz vor der Pause.


Viereinhalb Jahre musste der 1. FFC Turbine Potsdam auf diese Gelegenheit warten – und dann durften am Mittwochnachmittag beim ersten DFB-Pokal-Heimspiel seit Dezember 2015 nicht einmal die eigenen Fans ins Stadion. Dort, wo im „Karli“ sonst die treuesten Turbine-Anhänger ihr Team anfeuern, hatten diesmal die Ersatzspielerinnen mit ausreichendem Sicherheitsabstand zueinander Platz genommen. Gejubelt wurde nach dem 1:3 (1:2) im Viertelfinale gegen die SGS Essen aber auf der anderen Seite der Haupttribüne.
„Die Enttäuschung ist riesengroß, weil wir die Möglichkeit hatten, dieses Spiel zu gewinnen“, ärgerte sich der Potsdamer Trainer Matthias Rudolph nach der Pleite vor leeren Rängen. Sein Team habe das Spiel gegen gut besetzte Essenerinnen nach und nach besser in den Griff bekommen. Nach 16 Minuten sorgte die aufgerückte Johanna Elsig mit ihrem Kopfball an die Latte für die erste Großchance. Zwei Minuten später nahm SGS-Torfrau Stina Johannes einen Rückpass auf, doch der fällige Freistoßpfiff blieb aus. Die erste von einigen unglücklichen Entscheidungen von Schiedsrichterin Christine Weigelt aus Leipzig, mit denen die Turbinen haderten. „Da hat uns auch das Spielglück gefehlt“, kommentierte Rudolph.


Doch der dreifache Pokalsieger blieb am Drücker – und wurde belohnt. Sophie Weidauer bugsierte den Ball über Johannes hinweg ins Netz (38.). Kurz darauf kratzte Essens Kapitänin Marina Hegering einen Flachschuss von Gina Chmielinksi von der Linie (41.). „Zusätzlich haben wir noch die Verletzung von Anna Gerhardt verkraften müssen“, so Rudolph zum frühen Aus für die Linksverteidigerin, die sich unglücklich am rechten Knie verletzte, in dem 2017 schon einmal Kreuzband und Meniskus gerissen waren. Doch den Schock hatten die Potsdamerinnen gut weggesteckt, ehe sie vor der Pause doch noch in eine Art Sekundenschlaf fielen: Erst schlenzte Nicole Anyomi den Ball zum Ausgleich an Vanessa Fischer vorbei, dann war Lea Schüller auf und davon und schob gar zum 2:1 für Essen ein. Der Unerfahrenheit seiner jungen Mannschaft sei es geschuldet, dass sie sich – wie schon vier Tage zuvor in Freiburg – mit solchen Unsicherheiten um ihren Lohn bringt, glaubte Rudolph.
Zu den Jüngsten im Potsdamer Team gehört Marie Höbinger. Trotzdem war die 18-Jährige nach der Pause schon eine Antreiberin für ihre Mannschaft. Rückschläge müsse man künftig schneller abhaken, befand sie. „Es ist ein großes Problem, dass viele im Kopf noch bei der Aktion davor sind und dann Stellungsfehler passieren“, so die Österreicherin.
Als Marina Hegering den Ball in der 51. Minute aus 30 Metern zum 3:1 in den Winkel hämmerte, wurde der Halbfinal-Einzug für Turbine zur „Mission Impossible“. Erst recht, als Johanna Elsig auch noch mit Gelb-Rot vom Platz musste (65.). Da halfen auch Höbingers gute Szenen nicht: Das Turbine-Talent scheiterte erst in einer Doppelchance, in der Essen handspielverdächtig abwehrte (Höbinger: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass das ein Elfmeter war“), und setzte dann noch einen Freistoß an den Pfosten. Kämpferisch habe seine Mannschaft auch in Unterzahl durchaus überzeugt, fand Matthias Rudolph, der sein Team nun schon wieder auf das nächste Geister-Heimspiel am Sonntag (14 Uhr) gegen Bayern München vorbereiten muss [Christoph Brandhorst].


1. FFC Turbine Potsdam: Fischer – Siems, Mesjasz, Elsig, Gerhardt (37. Schmidt) – Zadrazil, Höbinger, Cahynová (63. Graf) – Chmielinski, Weidauer, Ehegötz (71. Schwalm).


SGS Essen: Johannes – Klasen, Brüggemann, Hegering, Ostermeier (80. Wilde) – Feldkamp (65. Dzaltur), Senß, Knaak (90. Breitenbach), Petzelberger (80. Nesse) – Anyomi (65. Grutkamp), Schüller.